Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Hatter's Castle

 

Art: Spielfilm
Produktion: Großbritannien 1941
Regie: Lance Comfort
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 102’
deutscher Verleih-Titel: „Der Hutmacher und sein Schloß“

 

Inhalt

Die düstere Familienchronik um einen despotischen Hutmacher (Robert Newton) spielt während des viktorianischen Zeitalters im fiktiven schottischen Städtchen Levenford unweit des Firth of Tay. Nachdem das tyrannische Familienoberhaupt seine älteste Tochter Mary (Deborah Kerr) während einer Sturmnacht mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt hat, flüchtet sich diese bei Wind und Regen zum Bahnhof und entert den nächsten Zug in Richtung Dundee.

 

Eisenbahn

Das Zusammentreffen im Abteil mit einem ehemaligen Verehrer führt jedoch dazu, dass Mary den Zug beim folgenden Signalhalt am Brückenkopf der eingleisigen Tay Bridge Hals über Kopf wieder verlässt und den Bahndamm hinuntereilend in der Dunkelheit verschwindet. Sie ahnt nicht, dass sie dadurch dem sicheren Tod entronnen ist. Die Handlung nimmt damit als bisher einziger Kinofilm Bezug auf die Katastrophe vom 28. Dezember 1879, als infolge orkanartiger Böen der Viadukt über den Firth of Tay gegen 19.15 Uhr kollabierte und teilweise einstürzte. Dadurch wurde der von der 2’B-Schlepptenderlok Nº 224 der North British Railway geführte Postzug Edinburgh–Dundee in die Tiefe gerissen, so dass nebst Lokführer, Heizer und Schaffner mutmaßlich auch alle 72 Passagiere umkamen.

Für die wirklichkeitsnahe Umsetzung dieses historischen Ereignisses, welches Theodor Fontane in seiner Ballade „Die Brück’ am Tay“ (Text: siehe unten) verewigt hat, wählte Douglas Woolsey eine effektvolle Mischung aus Realszenen (bei Nahaufnahmen) und Trickaufnahmen mit großformatigen Modellen (für die Totalen), wobei der Orkan mittels mehreren Windmaschinen simuliert wurde.

 

Die Brück’ am Tay

 

„Wann treffen wir drei wieder zusamm’?“
„Um die siebente Stund’, am Brückendamm.“
„Am Mittelpfeiler.“
„Ich lösch die Flamm’.“
„Ich mit.“;
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich vom Süden.“
„Und ich vom Meer.“

„Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein.“
„Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund’?“
„Ei, der muß mit.“
„Muß mit.“
„Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand.“

Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut’, ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin „ich komme“ spricht,
„ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug.“

Und der Brückner jetzt: „Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, –
und in elf Minuten ist er herein.“

Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: „Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie’s auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück’;
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein.“

Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

„Wann treffen wir drei wieder zusamm’?“
„Um Mitternacht, am Bergeskamm.“
„Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.“
„Ich komme.“
„Ich mit.“
„Ich nenn euch die Zahl.“
„Und ich die Namen.“
„Und ich die Qual.“
„Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.“
„Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand“
 

             Theodor Fontane   (1819 bis 1898)

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 06.05.2012

 

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