Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Avanti!

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1972
Deutscher Verleihtitel: Avanti, Avanti!
Regie: Billy Wilder
Farbe: DeLuxe
Laufzeit: 140'

 

Inhalt

In dieser äußerst vergnüglichen Komödie, die an den pittoresken Originalschauplätzen gedreht wurde, reist Wendell Armbruster Jr. (Jack Lemmon) als Vizepräsident des gleichnamigen Stahlkonzerns nach Italien, um die Rückführung seines Vaters zu organisieren, der während einer Dienstreise bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist. Im Zug nach Neapel trifft der US-Amerikaner auf die Britin Pamela Piggott (Juliet Mills), welche ebenfalls nach Ischia unterwegs ist, um an der Beisetzung ihrer Mutter teilzunehmen, die – ganz und gar nicht zufällig – auch durch einen Autounfall ums Leben kam.

Eisenbahn

Die erste Einstellung zeigt einen „Treno Rapido“ der Italienischen Staatsbahnen (FS), wobei der aus Einheiten der Reihe ALe 601 bestehende Triebwagenschnellzug kurz vor Formia aufgenommen wurde, so dass man im Hintergrund den Golf von Gaeta sehen kann. Die darauf folgenden Szenen spielen im Speisewagen, wo die beiden Hauptprotagonisten erstmals aufeinandertreffen. Die im fahrenden Zug spielende Sequenz wirkt zwar sehr stimmig, entstand aber offensichtlich nicht an Bord einer ALe 601-Garnitur, wie an der Art der Waggonfenster und den nicht vorhandenen charakteristischen Vorhängen zu erkennen ist. Gedreht wurde womöglich in einem der 18 ehemaligen CIWL-Speisewagen vom Typ 1925R (diverse Serien, geliefert 1925 bis 1927), welche 1966 klimatisiert und nach der Ausrüstung mit Minden-Deutz-Drehgestellen (für Geschwindigkeiten bis 160 km/h) anno 1971 von den FS übernommen worden waren. Dabei behielt man das traditionelle Farbkleid der CIWL (Internationale Schlafwagen-Gesellschaft) bei.

Die Route – „Direttissima“ Rom–Neapel

Die Anreise von Armbruster Jr. aus Baltimore erfolgt vom New Yorker Flughafen „JFK International“ mit einer DC-8 der Alitalia nach Rom. Die Weiterreise per Bahn beginnt im Hauptbahnhof Roma Termini, welcher 1951 den Betrieb aufnahm und noch immer als einer der schönsten Bahnhöfe der Welt gilt. Anstelle der alten, eher ungünstig trassierten Linie über Cassino und Capua (entsprechend der antiken Via Latina), benutzt der Rapido die am 30. Oktober 1927 eröffnete „Direttissima“ via Formia und Villa Literno (angelehnt an die antike Via Appia), welche seit 1935 elektrisch betrieben wird. Dank der vor allem im Bereich der thyrrenischen Küste vorhandenen Kunstbauten – als Beispiel sei der über sieben Kilometer lange Tunnel Galleria Vivola erwähnt – weist die zweigleisige Magistrale eine hervorragende Trassierung mit größtenteils schnurgeraden Streckenabschnitten auf.

Von Neapels größerem Hafen Molo Beverello aus verkehren dann die Traghetti (Fähren), Aliscafi (Tragflügelboote) und Wassertaxis nach den weltberühmten Inseln Capri und Ischia, wo Wendell während der Überfahrt auf der „Frecchia di Mergellina“ erneut auf Pamela trifft.

Der Zug – Rapido „Peloritano"

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dürfte es sich um den R 883/882 „Peloritano“ handeln, welcher ab 1965 als schnellste Tagesverbindung zwischen Rom und Palermo/Syrakus fungierte. Dazumal bewältigte der Zug die Distanz von 889 Kilometern in elfeinhalb Stunden, wobei die Garnitur jeweils über den Stretto – die Meerenge zwischen Villa San Giovanni und Messina – trajektiert wurde. Die Staatsbahn besaß dazumal insgesamt neun Eisenbahnfähren, wobei die modernsten – die von 1968 bis 1972 beschafften „Iginia“, „Sibari“ und „Rosalia“ – 43 Güterwagen und 130 Autos fassen konnten. Für den Rangierdienst im Fährbahnhof Messina Marittima standen Dieselloks der Reihe D 143 (ex Reihe Ne 120, Achsfolge Bo’Bo’, Withcomb 1942, Umbau OM/TIBB 1965) im Einsatz, die ursprünglich nach dem Zweiten Weltkrieg vom USATC (United States Army Transportation Corps) übernommen worden waren.

Zur Zeit der Dreharbeiten und noch bis 1987 wurde der „Peloritano“ mit den zuschlagspflichtigen Elektrotriebwagenzügen der Reihe ALe 601 gefahren, wobei die auf dieser Relation eingesetzte Garnitur nur die erste Klasse führte und einen Vollspeisewagendienst anbot. Die insgesamt 67 klimatisierten und bis zu 200 km/h schnellen Triebfahrzeuge für den hochwertigen Langstreckenverkehr wurden innerhalb drei Serien beschafft und konnten mit bis zu acht Einheiten (Triebwagen ALe und passende Steuerwagen Le) in Vielfachsteuerung eingesetzt werden, was die Führung von Flügelzügen ermöglichte.

Auch die prestigeträchtigen Anschlüsse des „Peloritano“ nach Norden wurden zu einer Domäne der eleganten ALe 601, wie beispielsweise der R 812/813 „Freccia della Laguna“ zwischen Rom und Venedig mit Zugteilen nach Bozen und Triest. Mit dem Sommerfahrplan 1970 lancierte die FS zudem den exklusiven R 557/556 „Super Rapido“ zwischen Rom (ab 8.05 Uhr) und Mailand (an 13.35 Uhr), der die Strecke mit nur einem kurzen Betriebshalt im Vorortbahnhof Firenze Rifredi non-stop zurücklegte.

Die im Film gezeigte Garnitur setzt sich mutmaßlich wie folgt zusammen:
 

FSGattungHersteller/BaujahrBemerkung
TriebwagenALe 601Casaralta 1961-19721) 4)
SteuerwagenLe 480Macchi 1961-19722) 4)
TriebwagenALe 601Casaralta 1961-19721)
SteuerwagenLe 601Macchi 1961-19723)
  
Ziffernerklärung:
 1)Großraum 1. Klasse mit 60 Plätzen, Reihenbestuhlung 2+1
 2)Küche und Speiseraum mit 48 Sitzplätzen, Tischbestuhlung 2+1
 3)Großraum 1. Klasse mit 60 Plätzen, Reihenbestuhlung 2+1
 4)Zugteil nach Syrakus
© 2014-2015 GUR

 

Seinen Namen entlehnte sich der „Peloritano“ von der gleichnamigen Gebirgslandschaft, welche den nordöstlichen Teil Siziliens beherrscht. Während die Südstrecke Messina–Syrakus entlang der Küste bis Taormina von den teilweise stark zerklüfteten Monti Peloritani – geologisch die Fortsetzung des Appenin – flankiert wird, durchstößt die nördliche Linie nach Palermo gleich hinter Messina die Bergkette (mit Gipfeln von bis zu 1300 Metern Höhe) im fünf Kilometer langen Durchstich Galleria dei Peloritani. Bereits 1955 war die Strecke von Messina nach Palermo durchgehend elektrifiziert; 1960 erreichte der Fahrdraht mit 3000 Volt Gleichstrom von Catania her dann auch Syrakus.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 05.08.2002
Version vom 20.12.2015

 

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