Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Giant

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1956
Regie: George Stevens
Farbe: Warnercolor
Laufzeit: 201'
deutscher Verleihtitel: „Giganten“

 

Inhalt

In jeglicher Hinsicht großartige Verfilmung der gleichnamigen Familienchronik von Edna Ferber*: Um den Zuchthengst „War Winds“ zu erwerben, reist der texanische Rinderbaron Jordan „Bick“ Benedict (Rock Hudson) Mitte der 1920er Jahre per Bahn nach Maryland. Die Rückkehr mit der frisch angetrauten Leslie (Elizabeth Taylor) auf seine riesige Ranch namens „Reata“ führt schon bald zum Konflikt mit Bicks raubeiniger Schwester Luz (Mercedes MacCambridge). Nach deren tödlichem Reitunfall erbt der junge Ranchgehilfe Jett Rink (James Dean) ein Stück scheinbar wertloses Land und findet prompt Öl, was ihn in der Folge nicht nur zum reichsten Mann von Texas, sondern auch zum mächtigen Gegner von „Reata“ macht.

   * 1925 ausgezeichnet mit den Pulitzer-Preis für „So Big“

 

Eisenbahn

Die Eröffnungssequenz wurde Ende Mai 1955 gedreht und zeigt eine aus drei Sitzwagen der schweren Bauart (Heavyweight Standard Coaches) bestehende Garnitur der Chesapeake and Ohio (C&O), bespannt mit einer etwas überdimensioniert wirkenden Schlepptenderlok, derweil Bick als Passagier durch das Abteilfenster eine Fuchsjagd-Gesellschaft zu Pferd beobachtet.

Von Texas nach Maryland...

Die an sich völlig stimmig wirkende Szenerie täuscht aber gewaltig. Als Kulisse für das ländliche Maryland diente nämlich Albemarie County im US-Bundesstaat Virginia, derweil die Empfangsszene auf dem Bahnhof von „Ardmore“ in der Tat auf der Bahnstation von Keswick entstand, welche nebst dem Strecken- nur noch ein Ladegleis aufwies, welches in der Bahnsteigszene mit Bick und Leslies Vater im Hintergrund ausgemacht werden kann. Die dazumal schmucke Bahnhofsanlage war nach einer Streckenbegradigung anno 1947 an dieser Stelle neu gebaut worden. Nur gerade zwölf Jahre nach den Dreharbeiten erfolgte jedoch die Schließung aufgrund der Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke Charlottesville–Gordonsville, die zwischen 1967 und 1982 nur noch Güterverkehr aufwies.

...mit einer ominösen Dampflok...

Die Identifizierung der C&O-Maschine stellte sich als äußerst schwierig heraus, da weder anhand der Totalen noch mit Hilfe der Nahaufnahmen eindeutige Rückschlüsse bezüglich Achsfolge usw. möglich waren, weshalb man sich an Details wie dem Tender, der Länge des Kessels, der Anordnung und Verkleidung der Dome, der Anordnung der Speisepumpe und des Umlaufblechs und vor allem an der Charakteristik der Frontpartie orientieren musste. In den entsprechenden Einstellungen irritiert nebst der niedrigen Betriebsnummer vor allem der mittig montierte Scheinwerfer, welcher bei der „Chessie“ jeweils nicht an, sondern unterhalb der Rauchkammertür angebracht war. Im Wissen darum, dass zur Zeit der Dreharbeiten der Dampfbetrieb der C&O aufgrund der fortschreitenden Verdieselung bereits auf 12 Prozent zurückgegangen war, liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei der gezeigten Dampflok um eine Fremdmaschine handeln muss. Dank akribischer Recherchen konnte die Maschine inzwischen zweifelsfrei als Nº 100 der Norfolk & Western identifiziert werden.

Die schwere „Mountain“ der Klasse K-1 (2’D1’h2) war 1916 in den bahneigenen Werken von Roanoke gebaut worden. Für die Dreharbeiten wurde dann im Mai 1955 an der linken Flanke des sechsachsigen Tenders der originalgetreue Schriftzug „Chesapeake and Ohio“ aufgebracht, was völlig ausreichte, da die Komposition auch nur von dieser Seite gezeigt wird.

Fazit: In Intro sehen wir also eine gefälschte Lok vor einem faktisch falschen Zug auf einem fiktiven Bahnhof in einer geografisch falschen Gegend. Doch was soll’s, das ist eben „Hollywood – That's Entertainment“!

...und wieder retour nach Texas

Die Rückreise des frisch vermählten Paares nach Texas erfolgt im privaten Salonwagen der ebenfalls fiktiven „Texas & Western“, welcher am Geländer der Aussichtsplattform ein rundes Emblem (Drumhead) mit der Eigentumsbezeichnung „Benedict/Reata“ aufweist. Beim sechsachsigen Waggon handelt es sich demnach um einen „Observation lounge sleeper car“ der schweren Bauart, welcher schließlich auf einem einsamen Verladegleis mitten in der staubigen Einöde zu stehen kommt. Nur eine einfache Holztafel mit der Aufschrift „Benedict“ weist auf die Bedarfshaltestelle hin, welche hauptsächlich dem Viehverlad von „Reata“ dient.

Gedreht wurde am Originalschauplatz in der Umgebung von Marfa und in Valentine, wobei die Außenaufnahmen zwei Monate in Anspruch nahmen. Im Verlauf der etwa 30 Jahre umfassenden Handlung ist dann die Ankunft eines Zuges mit Weltkriegsheimkehrern zu sehen, wobei jetzt aber – also anno 1945 – bereits die Dieseltraktion Einzug gehalten hat. Zum Einsatz kam die EMD-Diesellok 321 vom Typ F3A (Achsfolge Bo’Bo’, Hersteller General Motors, Baujahr 1948) der Texas and New Orleans (T&NO), von der in einer Großaufnahme nur gerade die stromlinienförmige Frontschnauze mit Doppelscheinwerfer und hochliegendem Führerstand zu sehen ist. Kurze Zeit später hält dieselbe T&NO-Maschine wieder in „Benedict“. Als der Kurzzug, bestehend aus einem Combine und einem Coach der schweren Bauart, die Bedarfshaltestelle verlässt, bleibt nur der Sarg mit dem im Pazifikkrieg gefallenen Angel Obregon II (Sal Mineo) zurück.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 10.06.2003
Version vom 29.03.2011

 

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