Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

La vie et rien d’autre

 

Art: Spielfilm
Produktion: Frankreich 1989
Regie: Bertrand Tavernier
Farbe
Laufzeit: 135'
deutscher Verleih-Titel: „Das Leben und nichts anderes“

 

Inhalt

Im November 1920 ist Kommandant Delaplane seit zwei Jahren damit beschäftigt, in Frankreich auf den früheren Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs die Leichen von Soldaten zu identifizieren. Nun soll er einen Toten suchen, der nicht mehr identifizierbar und daher für das Grabmal des unbekannten Soldaten in Paris geeignet ist.

Im ehemaligen Frontgebiet trifft auch Irène ein, die ihren verschollenen Ehemann finden will. Gleichzeitig und unabhängig von ihr ist Alice dort unterwegs, um nach ihrem Verlobten zu suchen. Delaplane versucht, Irène so gut es geht zu helfen und verliebt sich am Schluss sie. Auch Alice und Irène begegnen sich und schließen Freundschaft.

Der Film offenbart das Leid während der Nachwehen des Ersten Weltkrieges. Geradezu bizarr muten Szenen an, in denen Angehörige mit Passierschein und militärisch geordnet anhand ausgegrabener Gegenstände Leichen identifizieren müssen.

 

Eisenbahn

Für die Handlung des Films, insbesondere eine lange Sequenz, ist ein Eisenbahntunnel zentraler Schauplatz. Er wurde gegen Ende des Kriegs gesprengt, als sich ein Zug darin befand. Es handelte sich um einen französischen Sanitätszug, an den US-Truppen noch Munitionswagen gehängt hatten. Im Jahr 1920 gräbt die französische Armee den Zug in dem Tunnel aus – eine höchst gefährliche Angelegenheit, da noch scharfe Munition im Tunnel liegt.

Die dabei ausgegrabenen Leichen müssen dann identifiziert werden. Die zugehörige Strecke ist gesperrt. Im Einschnitt vor dem Tunnelmund liegt nur noch ein Gleis, die Strecke war aber mal zweigleisig. Auf den Feldern daneben sind Baracken sowie die Tische mit aufgefunden Gegenständen aufgebaut.

Anmerkung von JB: IMDb gibt als Drehort der Tunnelszenen an: Thonnance-les-Moulins

Explosionen im Tunnel

Es gibt eine Bahnhofsszene sowie eine kurze Szene mit einem in eine Kurve fahrenden Zug. Dieser ist aus einer dreiachsigen Tenderlok und zweiachsigen Plattformwaggons („Donnerbüchsen“) gebildet und kommt in der halb zerstörten „Gare de Vezille“ an. Von dort müssen die Leute mit einem Lastwagen weiter, da die Strecke ab da gesperrt ist. Der genannte Bahnhof kommt dann noch mal in einer Abschiedsszene zwischen Alice und Irène vor. Dabei ist im Hintergrund der Zug zu sehen, man liest die Beschriftung „Est“ (französische Ostbahn) auf den Fahrzeugen.

In einigen Tunnelszenen erkennt man ineinander verkeilte Waggons und eine umgeworfene Dampflok im Halbdunkel. Später wird es bei einer Tunnelbegehung noch eine Explosion geben. Angehörige dürfen auf die Baustelle, um die Toten zu identifizieren. Irène fährt mit dem Zug von einem Ort namens „Grezancourt“ dorthin. Dieser Ort ist auch der aktuelle Sitz der Identifizierungsstelle.

Beide Orte („Vezille“ und „Grezancourt“) tragen vermutlich Phantasienamen, auch wenn es im Süden Frankreichs den Ort Vizille bei Grenoble gibt. Ob auch das Tunnelunglück eine Erfindung der Buchvorlage ist, kann derzeit nicht verifiziert werden. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich jedenfalls am 4. September 1916 während der Schlachten um Verdun auf französischer Seite. Den ehemaligen Tavannes-Tunnel unmittelbar unterhalb von Fort Tavannes hatte die französische Armee seit Beginn der Schlacht zur Unterbringung von Soldaten und als Munitionslager benutzt. In ihm kam es aufgrund des unachtsamen Umgangs mit Geschützgranaten zu einer Reihe von schweren Explosionen. Als die Deutschen beobachteten, wie Rauchwolken aus dem Tunnel emporstiegen, nahmen sie das Gebiet mit ihren Geschützen unter Beschuss. Französische Soldaten, die noch aus dem Tunnel herauskamen, gerieten somit zwischen einschlagende Granaten. Das Feuer im Tavannes-Tunnel konnte erst nach drei Tagen unter Kontrolle gebracht werden. Offizielle Quellen sprachen zwar von 500 Opfern, wie viele tatsächlich ums Leben gekommen sind, lässt sich aber nicht mehr klären.

Dampflok und „Donnerbüchsen“

Dass in der Zugszene „Donnerbüchsen“ (der Name bezieht sich auf das blechern grollende Laufgeräusch) eingesetzt wurden, ist für den Zeitpunkt 1920 der Filmhandlung historisch nicht korrekt. Diese Waggons beschaffte die Deutsche Reichsbahn seit 1921. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verblieben einige davon bei der französischen Staatsbahn SNCF; einzelne Exemplare gelangten nach der Ausmusterung zur lothringischen Chemin de Fer Touristique de la Vallée de la Canner (C.F.T.V.C.) – Association Lorraine d’Exploitation et Modelisme Ferroviaire ALMEF in Vigy.

Die Museumsbahn macht sogar Werbung damit, dass ihre Fahrzeuggarnitur in diesem Film mitgewirkt hat. Es kam dabei außer den Waggons diese in Essen gebaute Dampflokomotive zum Einsatz:

Hersteller: Krupp (Fabriknummer 741, Baujahr 1931 – andere Angabe: 1925), Bauart: Cn2t, Spurweite 1435 mm, Leistung: 400 PS
06.10.1931 neu geliefert an Etablissements Couthon, Paris-Aubervillers,
an Chemin de Fer d’Étival à Senones (29.12.1974 vorhanden)
19xx an Canthon (Händler, Nr. 1242)
19xx an Association Lorraine d’Exploitation et Modelisme Ferroviaire ALMEF, dort Lok 030 T1 „Canner“ sowie „Nº. 3“ (06.1980 vorhanden)

Zum Bestand gehört außerdem eine weitere Dampflok: Hohenzollern 1395/1901, Bn2t, Typ Schlägel b, neu geliefert an Gebr. Stumm, Neunkircher Eisenwerk „26“ (bis 1976); 19xx –> Association Lorraine d’Exploitation et Modelisme Ferroviaire ALMEF, dort Lok 020 T2 „Barbara“ (06.1980 vorhanden).

Ihr Rollmaterial stellte die Museumsbahn außer für „La vie et rien d’autre“ für folgende Film- und Fernsehproduktionen zur Verfügung:

  • Le mécréant (Frankreich 1981, TV-Produktion)
  • Je m’appelle Victor (Frankreich, Belgien, Deutschland 1993)
  • Va savoir (Frankreich, TV-Serie)

Die Museumsbahnstrecke Vigy–Hombourg-Budange, auf der heute gefahren wird, war die letzte noch unter deutscher Regie eröffnete Nebenbahn in Elsass-Lothringen.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Frank Glaubitz (Ergänzungen von Joachim Biemann)
Online: 29.05.2011

 

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