Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Il treno di Lenin

 

Art: TV-Produktion
Produktion: Italien/BRD/Frankreich/Österreich 1988
Regie: Damiano Damiani
Farbe
Laufzeit: 243’ (zweiteilig)
deutscher Verleih-Titel: „Der Zug“

 

Inhalt

Im zweiteiligen Fernsehfilm wird mit beträchtlichem Aufwand die weltgeschichtlich wohl folgenreichste Bahnfahrt nachgestellt. Lenins Reise beginnt am 9. April 1917 im Hauptbahnhof Zürich (ab 15.10 Uhr) und führt via Schaffhausen – Singen – Offenburg – Mannheim – Frankfurt/Main – Halle – Berlin nach Sassnitz, wo mit der Eisenbahnfähre „Drottning Victoria“ nach Trelleborg in Schweden übergesetzt wird. Nach einem Zwischenhalt in Stockholm geht es über Umeå und Boden nach Haparanda an der schwedisch-russischen Grenze, dann quer durch das damals noch zum Zarenreich gehörende Großfürstentum Finnland bis nach Petrograd (St. Petersburg), wo Lenin am 16. April gegen 23 Uhr eintrifft. Offiziell organisiert der Schweizer Sozialist Fritz Platten den Transfer, doch wird bald offensichtlich (und ist inzwischen unbestritten), dass Parvus-Helphand im Hintergrund mit Unterstützung des Auswärtigen Amts die Fäden zieht, während das deutsche Kaiserreich die Finanzierung sicherstellt und dabei auf eine baldige Beendigung des Zweifrontenkriegs spekuliert.

 

Eisenbahn

Die Dreharbeiten fanden auf Nebenstrecken in Niederösterreich und im Wiener Eisenbahnmuseum Strasshof statt, weshalb Museumsexponate, darunter Rollmaterial der k.k. Staatsbahnen (kkStB), Bundesbahnen Österreich (BBÖ) bzw. Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) sowie der Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL), zum Einsatz kamen. Die Bahnsteig-Szenen in „Genf“ und „Zürich“ wurde mit zweiachsigen Personenwagen inszeniert, welche recht akkurat als SBB-Fahrzeuge beschriftet sind.

In „Gottmadingen“ wechseln Lenin und seine Bolschewiki in den Sonderzug der Preußischen Staatsbahn, bestehend aus der BBÖ-Schlepptenderlok 33.132 (2’Dh2, StEG 1925), dem Seitengangwagen 3. Klasse CCü 07003 der Gattung C4ü Pr 21a (vierachsig) und einem Gepäckwagen der Gattung Pi (dreiachsig). Während eines Zwischenhalts kommt auch die BBÖ-Schlepptenderlok 257.601 (Eh2, StEG 1921) ins Bild. Der Nachtzug ab „Stockholm“ weist zumindest zwei Teakholzfahrzeuge auf, mutmaßlich der CIWL-Schlafwagen 2057 von 1907 und der CIWL-Speisewagen 1881D von 1909, die hier entsprechend maskiert als gemischtklassige „Sovvagn“ vom Typ ABCo1 (SV/AMV 1911/12) der Schwedischen Staatsbahn (SJ) fungieren.

Kurioserweise weisen sowohl die Bespannung – mutmaßlich BBÖ-Maschine 77.250 (2’C1’h2t, Krauss Linz 1927) – als auch die Waggons die Initialen der privaten Stockholm-Västerås-Bergslagens-Bahn (SWB) auf, obwohl die spätere „Mellanriksbana“ Boden-Tornio von der SJ betrieben wurde. Die anschließende Fahrt mit Pferdeschlitten von „Haparanda“ hinüber zum russischen Grenzbahnhof führte nicht nur durch ein Waldgebiet, sondern über den im Frühling noch zugefrorenen Torneälven.

Im Film ist der russische Breitspurzug wiederum mit der Pacific-Tenderlok 77.250 bespannt, umfasst jetzt aber einen BBÖ-Bahnpostwagen der Gattung Post4 -a II/20 (ex DRG), den ÖBB-Seitengangwagen 1. Klasse A4üh 11321, den kkStB-Seitengangwagen 1./2. Klasse ABa 2094 und den kkStB-Postwagen F 46501 (dreiachsig), wobei die Garnitur insgesamt nicht authentisch wirkt. Für die Schluss-Szenen wurde das Heizhaus Strasshof dann mittels aufwendiger Kulissenbauten in den Finnischen Bahnhof von Petrograd verwandelt.

Ein paar Jahre zuvor wurde die NDR-Produktion „Lenin in Zürich“ (BRD 1984) auf der Kiel-Schönberger Eisenbahn gedreht, wofür die damalige Schlepptenderlok SJ B 1266 (2’Ch2, Motala 1915) der Angelner Dampfeisenbahn zum Einsatz kam. Lenins Rückkehr aus dem Schweizer Exil war bereits in der 13-teiligen TV-Serie „Fall of Eagles“ (GB 1974) ein Thema, wird doch in der Episode „The Secret War“ dessen Ankunft in Petrograd gezeigt, wobei eine Schlepptenderlok mit Nº 293 zu sehen ist. Die Betriebsnummer nimmt Bezug auf die nachmalig finnische Maschine H2-293 (2’Ch2, Richmond 1900), auf welcher Lenin im Juli 1917 als Heizer getarnt nach Helsinki flüchtete, um dann kurz vor der Oktoberrevolution auf die gleiche Weise nach Petrograd zurückzukehren. Diese Episode wird auch im sowjetischen Agitprop-Streifen „Lenin im Oktober“ (UdSSR 1937) nachgestellt, wobei die Nº 293 von einer entsprechend umbeschrifteten SZD-Schlepptenderlok der Reihe O (Dnv2, ab 1890) gedoubelt wird.

Der Lenin-Wagen

Im Gegensatz zum im TV-Film verwendeten Vierachser handelte es sich nach bisherigen Erkenntnissen um ein sechsachsiges Fahrzeug, wahrscheinlich der Durchgangswagen C8yfi 11182 der Alsace-Lorraine (Reichseisenbahnen in Elsass-Lothringen) mit Heimatbahnhof Mulhouse – ursprünglich als CCü 4054 der Gattung C6ü Pr07 (Breslau 1916) der Preußischen Staatsbahn mit Heimatbahnhof Altona. Demnach waren von den total acht Abteilen 3. Klasse eines von Lenin und seiner Frau Nadja Krupskaja, fünf von den restlichen 31 Exilanten und zwei vom Begleitkommando der Obersten Heeresleitung belegt. Während der Gepäckwagen plombiert war, markierte ein Kreidestrich am Boden des Seitengangs im Durchgangswagen die von Lenin ausbedungene exterritoriale Zone. Ab Frankfurt wurden die beiden Waggons dem fahrplanmäßigen D-Zug nach Berlin mitgegeben. Angeblich musste dann in Sassnitz wegen einer Zugverspätung übernachtet werden, was einen Trajekt des C8yfi 11182 nach Trelleborg unwahrscheinlich erscheinen lässt.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 18.06.2017

 

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