Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

Unstoppable

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 2010
Regie: Tony Scott
Farbe
Laufzeit: 98’
deutscher Verleih-Titel: „Unstoppable – Außer Kontrolle“

 

Inhalt und Eisenbahn

Die Handlung ist angelehnt an einen wahren Vorfall aus dem Mai 2001 im Rangierbahnhof Stanley Yard bei Toledo/Ohio. Seinerzeit geriet ein Zug außer Kontrolle und fuhr rund 100 Kilometer unbemannt in Richtung Kenton.

Im Film setzt sich durch die Fahrlässigkeit zweier Bahnmitarbeiter im Rangierbahnhof von Fuller Yard (Pennsylvania) ein Güterzug unbemannt in Bewegung. Beladen ist er unter anderem mit giftigen Chemikalien. Der Lokführer hatte trotz Warnung die langsam laufende Lok verlassen, um eine Weiche umzustellen. Er schaffte es jedoch nicht mehr zurück auf die Lok, denn sie beschleunigte, weil sich Hebel im Führerstand wieder verstellt hatten. Darüber hinaus hatte ein Bahnmitarbeiter die Schläuche für die Druckluftbremse nicht verbunden.

Der Zug, geführt von einer roten Diesellok mit der Nummer „777“, sowie die dahintergekuppelte „767“, gerät auf die nur eingleisig ausgebaute Strecke in Richtung Stanton, die durch stark besiedeltes Gebiet führt. Der Zug wird in der weiteren Handlung immer als „Zug 777“ bezeichnet.

Im Kontrollzentrum der Bahngesellschaft gibt die Fahrdienstleiterin Connie Hooper Alarm. Sie schickt einen Mitarbeiter mit einem Pick-Up los, um eine Weiche auf ein Nebengleis umzustellen. Gleichzeitig starten zwei Eisenbahner mit einem schienengängigen Pick-Up auf einem parallelen Gleis, um den Zug zu überholen. Der ist jedoch schneller unterwegs als erwartet. Seine Umleitung auf ein Nebengleis gelingt nicht, er ist bereits an der entscheidenden Weiche vorbei. Und auch der Schienen-Pick-Up kommt zu spät.

Als nächstes muss ein Sonderzug mit Schülern zum Thema „Sicherheit bei der Eisenbahn“ auf ein Ausweichgleis umgeleitet werden. Dies gelingt im letzten Augenblick. Dieser Zug besteht aus zwei Personenwagen mit metall-blanken, gesickten Seitenblechen und der Diesellok 2002.

Erfahrener Lokführer und neuer Kollege

Gleichzeitig mit dem Beginn der Katastrophe führt der Film einen zweiten Handlungsstrang ein. Der erfahrene Lokomotivführer Frank Barnes (Denzel Washington) und dessen neuer, junger Kollege Will Colson (Chris Pine) sind mit ihrem Zug auf derselben Strecke unterwegs.

Sie starten im Lokbahnhof Brewster mit ihrer Diesellok 1206. Nach einigen Szenen im Lokdepot und auf einer Drehscheibe fahren sie ohne Waggons auf die Strecke nach Stanton. Während der Szenen im Lokbahnhof sind Dieselloks mit den Nummern 4003, 10x und 128 zu identifizieren.

Mit ihrer einzeln fahrenden Maschine rollen die beiden auch über die Brücke von Stanton, ein aufgeständertes Bauwerk in Kurvenlage. Sie erreichen ein Fabrikgelände, wo sie einige Waggons abholen. Versehentlich werden einige Leerwagen zuviel mit angehängt. Mit dem Zug machen sich sie sich auf den Rückweg und fahren nun dem Runaway-Train entgegen.

Über Funk stets auf dem laufenden gehalten, erhalten sie die Information, dass ihnen ein unbemannter Zug entgegen kommt. Im folgenden wird in der Filmhandlung der Zug von Frank und Will als „Zug 1206“ bezeichnet.

Die Bahngesellschaft lässt mit Hilfe der Polizei sämtliche Bahnübergänge sperren. So gibt es dabei eine Szene, bei der „Zug 777“ einen Pferdetransporter von der Strecke fegt, der durch einen Auffahrunfall auf einem Bahnübergang liegen geblieben war. Die Tiere konnten vorher noch geborgen werden.

Bremsloks, die aus den Schienen fliegen

Die Bahngesellschaft unternimmt mehrere Versuche, den Zug 777 zu stoppen. Sie schickt einen erfahrenen Lokführer mit den Dieselloks 7375 und 7346 los. Er setzt sich vor „Zug 777“ und versucht ihn abzubremsen. Der Versuch misslingt, weil der Güterzug zu schnell und zu schwer ist. Es kommt zur Entgleisung der Bremsloks, die aus den Schienen fliegen, sich zur Seite legen und schließlich neben der Strecke rutschend explodieren. Der „777“ fährt ungestört weiter. Gleichzeitig misslingt der Versuch, einen jungen Lokführer, der gerade aus Afghanistan zurück ist und Erfahrung mit Hubschraubereinsätzen hat, auf den Loks des „777“ abzusetzen. Der Zug kann nicht genug abgebremst werden, der Mann prallt am Seil gegen die Lok und wird bewusstlos vom Hubschrauber weggetragen.

Während dessen kommt „Zug 1206“ dem „777“ immer weiter entgegen. Wegen seiner Überlänge kann er eine Ausweiche nicht nutzen und muss zu einem Werkstattgleis weiterfahren. Dieses Gleis wird im letzten Augenblick erreicht, das Ausweichen gelingt. Der „777“ erwischt allerdings noch den letzten Wagen von „1206“, fährt aber ungebremst weiter.

Beschuss und Entgleisungsversuch

Von den bisherigen Misserfolgen informiert, beschließt Frank mit der Lok des „1206“ den „777“ zu verfolgen, sich hinten an den Zug zu hängen und von dort abzubremsen. Frank konnte sehen, dass die Kupplung des letzten Waggons noch intakt ist. Die Verfolgung wird mit der rückwärtsfahrenden Lok 1206 aufgenommen.

Er und Will hängen ihren Güterzug ab und nehmen, entgegen der Anweisung der Betriebsleitung, die Verfolgung auf. Die Betriebsleitung versucht derweil erneut, den „777“ auf verschiedene Weise zu stoppen. Der Beschuss des Zuges zur Auslösung eines Treibstoff-Notaus-Buzzers durch Polizisten misslingt. Ein Entgleisungsversuch mit mobilen Gleissperren scheitert ebenfalls – der „777“ fegt sie einfach von den Gleisen.

Nun rast „777“ mit seiner explosiven Fracht und mit 70 mph (Meilen je Stunde, hier rund 113 km/h) auf das dicht besiedelte Stanton zu. Knackpunkt ist dort die Kurvenbrücke von Stanton, die nur noch mit 15 mph (ca. 24 km/h) befahren werden kann. Dort droht die Entgleisung, noch dazu in ein darunter liegendes Tanklager.

Frank und Will sind jetzt die letzte Hoffnung. Es gelingt ihnen, den Zug einzuholen und ihre Lokomotive an den letzten Wagen erfolgreich anzukuppeln. Will muss hierbei aber nach vorne auf die Lok 1206, um Frank per Zeichen und Funk einzuweisen. Der Kupplungsbolzen rastet nicht ganz ein, und Will schafft es schließlich mit Tritten auf die Kupplung, diese in die korrekte Endstellung zu bringen; er verletzt sich hierbei. Erschwert wird ihm die Aktion noch durch Futtermittel-Strohschnipsel, die aus dem letzten Waggon des „Zuges 777“ herausfliegen, da dessen Verschluss beim Aufstoß geöffnet wurde.

Räder in der Luft

Es gelingt auch, „Zug 777“ zu verlangsamen, aber er ist nicht zu stoppen. Frank steigt auf die Güterwagen und versucht die Bremsen der einzelnen Güterwagen zu aktivieren. Will ist inzwischen wieder im Führerstand. Der Zug wird gerade noch so langsam, dass er in der kritischen Kurve nicht entgleist, allerdings spektakulär schon auf einer Seite die Räder in der Luft hat und sich in leichter Schräglage in die Kurve legt.

Die Bremsen der alten Lok 1206 geraten langsam an ihre Belastungsgrenze und vermögen nicht, den „777“ endgültig zu stoppen. Frank kann auch nicht alle Wagen abbremsen, da es eine zu große Lücke zwischen zwei Waggons gibt, die er nicht überspringen kann. Will kann indessen auf einen auf einer parallelen Straße fahrenden Pick-Up eines Bahnmitarbeiters springen. Damit holt er die Lok 777 ein, kann dann auf sie springen und im Führerstand die Bremsen auslösen. Der Zug kommt endlich zum Stehen.

In einer Nebenhandlung sprechen Will und Frank auf dem Führerstand über Wills Trennungsproblemen, die zu einigen Unaufmerksamkeiten durch Ablenkung seitens von Will geführt haben und diese in der Filmhandlung erklären sollen.

 

Dreharbeiten und Fahrzeuge

Der Film enthält zahlreiche Bahnszenen. Es sind Streckenaufnahmen und Ortsdurchfahrten aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Auch verfolgt ein Hubschrauber einer TV-Station die Aktion, so dass auch aus dessen Sicht Filmaufnahmen geboten werden.

Typische Spielfilm-Ungereimtheiten wie etwa die nicht ansprechende Totmannschaltung werden hier allerdings ansatzweise mit technischen Ausfällen erklärt. Die Filmemacher haben also die Problematik erkannt und versuchen, in den Dialogen ein wenig Plausibilität für das Geschehen zu liefern.

Vorab sei auf die Seite RailPictures.net hingewiesen. Dort finden sich zahlreiche Bilder von den Dreharbeiten und den Lokomotiven. Wer intensiver im Internet nachforscht, wird schnell auf Diskussionsforen über diesen Film stoßen, in denen man sogar beispielsweise die Wagenzusammenstellung von „Zug 777“ wiederfindet.

Die Bahngesellschaft der Filmhandlung ist die Allegheny and West Virginia Railroad (AWVR). Die Loks tragen auch diese Beschriftung, im Führerstand der 1206 kann man sogar kurz die aufgemalte Beschriftung mit Loknummer und Bahnkürzel sehen.

Dreharbeiten fanden im Bereich der AWVR statt. Unter anderem wurde in Milesburg oder auf einem Steinbogenviadukt an der Bellmont Street und Guernsey Street in Bellaire/Ohio gedreht. Ebenso diente eine Brücke über den Ohio River als Filmkulisse.

Die besonders gefährliche, aufgeständerte Kurve ist die Benwood Bridge der Wheeling and Lake Erie River Bahngesellschaft. Ursprünglich wurde diese Brücke von der Baltimore and Ohio-RR errichtet. Benwood liegt in West-Virginia.

Lokomotiven 777 und 767

Diese dieselelektrischen Co’Co’-Maschinen gehören zum Typ AC 4400 CW von GE (General Electric), in rund 2600 Exemplaren von 1994 bis 2004 gebaut. Die beiden Filmloks sind im Bestand der AWVR und tragen deren rote Farbgebung. Sie wurden bei einigen Aufnahmen durch die gleichartig lackierten Loks 9782 und 9751 gedoubelt, meist bei Einstellungen aus größerer Entfernung.

Lokomotive 1206

Als SD40s-2 von EMD wurde die 1206 ursprünglich 1974 für die MILW (Milwaukee) gebaut, wo sie die Nummer 189 erhielt. Später kam sie zur AWVR als Lok 1206 und ist aktuell (im Jahr 2013) als 7355 bei der Wheeling and Lake Erie (WE) unterwegs. Der Typ SD40-2 ist eine Weiterentwicklung der SD40 und letztendlich eine Ableitung der britischen Class 59. Von 1972 bis 1989 wurden fast 4000 Exemplare der SD40-2 gebaut. Sie wurde auch als „Dash-2“ bezeichnet, was im Grunde nur „(Binde-)Strich-2“ bedeutet. Analogie im Automobil-Bereich: Was bei Mercedes der „Strich 8er“ war, ist im amerikanischen Lokbau eine Dash. Die über 20 Meter lange Co’Co’-Lok leistet 3000 PS.

Lokomotiven 7345 und 7375

Auch diese Loks sind SD40-2 von EMD, die zur AWVR gehören.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Frank Glaubitz
Online: 30.05.2013

 

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